von Eva Scholl
Den Anspruch an Schutz in den eigenen vier Wänden diesen engen Verwandten der Bienen gegenüber durchzusetzen ist manchmal gar nicht so einfach.
Massenhaft Ameisen mit Flügeln, die aus einer Ritze im Fußboden hervorquellen, sind gut zum Erschrecken, aber völlig harmlos. Diese Tiere wollen nur Party machen. Es genügt, ihnen das Fenster zu öffnen, damit sie losfliegen können; dann sind sie bald verschwunden. Die Ameisen haben zwar Flügel, aber wollen nicht fliegen? Das ist ein schlechtes Zeichen. Es könnte sich um Die Übersehene Ameise Lasius neglectus handeln, die längst auch bei uns angekommen ist. Ob mit Flügeln oder ohne – manchmal sind sie schädlich, meist jedoch harmlos. Soll man sie bremsen, aussperren, bekämpfen oder … fördern? Das hängt davon ab, welche Art man hat. Manche haben mehrere.
Was heißt überhaupt DIE Ameisen? Die sind so verschieden wie die Säugetiere. Die erste Frage ist daher immer, um welche Art es sich handelt. Einige sind gesetzlich geschützt. Andere zerstören Holz, verdrängen andere Arten oder verschleppen Krankheitserreger. Solche Ameisen gilt es möglichst umgehend zu erkennen. Und da beginnt die Herausforderung, denn die Kleinen sicher auseinander zu halten erfordert ein Mikroskop, Bestimmungsliteratur, Erfahrung und Übung. Zunehmend treten auch Arten auf, die mit den weltweiten Gütertransporten reisen. Diese Ameisen zum Verschwinden zu bringen ist oft mit erheblichem Aufwand verbunden. Je länger sie sich ausbreiten können, desto schwieriger wird es, sie wieder loszuwerden. Beispielsweise die winzige Pharaoameise hat schon öfters den Abriss von Häusern herbeigeführt.
Nach der mikroskopischen Untersuchung können die meisten weiterkrabbeln. Viele lassen sich mikroskopisch kaum auseinander halten, sind aber im Leben völlig verschieden. Längst nicht alles ist bekannt. Wer sich im Wald niederlässt – sei es zum Picknick oder zum Wohnen, muss mit Ameisen rechnen, denn die waren vorher schon da. Auf der Wiese werden manche Arten auch das Gewächshaus dankend als Unterschlupf annehmen. Wer sie nicht haben will, muss was tun. Manche lassen sich ablenken, aussperren oder eindämmen. Oft sind es Kleinigkeiten, die ihnen einen Platz brauchbar machen – oder madig. Nebenbei lässt sich von Ameisen viel lernen.
Bekämpfung – sofern überhaupt nötig – muss die Königin erreichen, die tief im Versteck ihre Eier legt. Manchmal hilft Backpulver. Insektenspray tötet nur einige Arbeiterinnen und vertreibt den Rest irgendwo hin, wo sie schwerer zu finden sind. Ameisen werden am besten mit Köder bekämpft, in dem ein langsam wirkendes Gift versteckt ist. Manche mögen lieber Süßes, andere stehen eher auf Pikant – oder sogar wechselnd. Zuwenig Köder lässt sie weiterleben und die Gefahr wittern. Zuviel wird gelegentlich als Baumaterial benutzt, und ist eine Arbeiterin auf Wasser holen programmiert, ignoriert sie jeden Köder. Wo sie erfolgreich bekämpft werden, kommen möglicherweise andere Krabbeltiere zur Vermehrung, die mehr stören. Manche Arten haben viele Königinnen. Dann gilt es vor der Bekämpfung genau herauszufinden, wie weit die Kolonie schon gekommen ist, bzw. wo sie herkam. Manchmal gelingt eine Umsiedlung. In einem Fall wurde ein Volk holzzerstörender Ameisen kurz nach der Entdeckung von kämpferisch überlegenen KollegInnen eliminiert.
© Eva Scholl, Dipl.-Biol. / Schädlingsbiologie, 2013-05-14
SchädlingsBiologie Scholl
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HOFMANN-DALLY, A. (Hg., 2007): Chemikalienmanagement in der Europäischen Union – Das schwierige politische Ringen um die REACh Verordnung. Loccumer Protokoll Nr. 64/06, Evangelische Akademie Loccum, 608 S.
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